Manchmal überkommt einen die Lust auf auf etwas aussergewöhnliches, etwas besonderes, etwas nicht alltägliches. Als ich las, dass heute eine Weinrallye zum Thema Pinotage statt findet habe ich mich dazu entschlossen einen aussergewöhnlichen Wein zu verkosten, einen Wein abseits der Norm. In diesem Fall übrigens auch Abseits meiner preislichen Norm für Flaschenwein.
Pinotage. Die Rebsorte kenne ich in- und auswendig, habe ich doch auch viele zehntausend Liter davon produziert und einige wenige davon selber getrunken. Aber das schwelgen in lang vergangenen Zeiten bringt ja nichts, vor allem bringt es mich hier und jetzt geschmacklich nicht weiter.
Nach meiner Rückkehr aus Südafrika trug ich immer die Idee in mir, einmal in Deutschland Pinotage anzupflanzen. In der Tat glaube ich dass der Anbau klimatisch keine Probleme machen sollte, im Gegenteil, es sollte gut passen. Für mich selber hat sich dieser Gedanke jedoch nie realisiert, es hat sich nie ergeben. Egal, macht ja nichts, denn nicht weit weg von hier, drüben in der Pfalz gibt einen Winzer der genau das umgesetzt hat und Pinotage im Sortiment führt.
Diesen Wein habe ich mir besorgt, ich wollte unbedingt wissen wie sich diese Rebsorte in Deutschland präsentiert und anfühlt.
Der Wein:
Dorst & Consorten
2011 Pinotage
Dorst & Bietighöfer
Der Wein ist im dortigen Online Shop für € 25,50 zu haben
Auf dem Etikett weiter zu lesen:
Dorst, Stefan, weinforschender Weltreisender, “Flying Winmemaker” in internationalen Kellern und dennoch wurzelfestes Pfälzer Gewächs hat den Ausbau dieses Weines maßgeblich begleitet. In Cooperation mit dem Consortium von geschätzten Pfälzer Winzer-Collaborateuren entsteht eine feine Collection markanter, consequenter, nicht conventioneller Weine für die Connaisseure eines unikaten Geschmacks.
Na ja, die Flasche und der Text lassen jetzt nicht wirklich Rückschlüsse auf den Wein zu, gut so, denn ansonsten gäbe es ja keinen Grund zu probieren. Also, Butter, Gläser Brot und Vesper auf den Tisch und los gehts.
Meine Erwartungshaltung war hoch, sehr hoch, irre hoch, so hoch wie sie der wein niemals zu erfüllen in der Lage war. Ich wollte in Erinnerungen schwelgen, meiner Freundin von meinem Abendeuer in Südafrika erzählen, eben einfach die Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden.#
Ich rieche nix, das ist ein fettes, dickes, molliges, Weinmonster welches völlig nach neue Weinwelt schmeckt aber mit Pfalz eigentlich nix zu tun hat.
Ach Mensch, ich wollte doch die feine Nase, das Aromenspiel von schwarzen Johannisbeeren, Kirschen und falls möglich ein wenig Erdbeermarmelade. Wehmütig denke ich an die feinen Pinotages der Region rund um die Bottelary Hills, Namen die Ende der 80er Jahre kaum jemand kannte, Kaapzicht ist so einer zum Beispiel. Griffige Weine, gute Tanninstruktur und vor allem feine fruchtige Aromen.
Und der Pfälzer? Na der ist sanftmütig, ganz weich, ja kuschelig und flauschig, cremig und schmelzig, das komplette Maul ausfüllend, nahezu perfekt produziert, würzig, automatisch greift man erneut zum Glas und holt sich mehr von diesem Stoff in den Mund. Es könnte ein wein sein der süchtig macht wenn die Stimmung passt.
Es fühlt sich groß und modern an, aber ich bin altmodisch, darum fehlt mir was. Tannin. die Abwesenheit von Gerbstoff irritiert mich, ja sie stört mich und es schmeckt mir nicht. Ich bin beleidigt. Die Aromatik ist die eines modernen Rotweines aus der neuen Weinwelt, ich rieche vor allem Schokolade. Ob weiße oder dunkle Schoki, vermag ich nicht zu sagen. Aber wie schon erwähnt, erwartet hatte ich ja ganz was anderes.
So etwas ist blöd, denn der Wein ist wunderbar. Also, den Stopfen wieder drauf und das Vesper ohne Pinotage beendet. Das war gut, der Pinotage durfte ein paar weitere Stunden stehen und kam dann erneut zum Essen auf dem Tisch. Anstatt Gänseblümchenkäse gibt es jetzt Pizza dazu. Es ist Abend, Rotweinzeit, Sonnenuntergang, alles passt, alles ist stimmig. Wir freuen uns auf den Wein wie kleine Kinder auf ein Eis, wir haben Lust drauf!!
3 Pizzavariationen haben wir gemacht, zuerst Tomate und Mozarella, dann Tomate, Mozarella, Basilikum und Paprika und dann eine mit Bergkäse, Knoblauch, Zwiebeln, Tomaten und Champignos. Natürlich alles frisch, alles selber gemacht.
Der dicke Wein passt perfekt mit dem Essen zusammen. Vor allem als die Pizza mit der Paprika auf den Tisch kommt, köstlich. Unser Essen ist so Aromengeladen, es duftet nach Käse, Pilzen und Knoblauch. Da ist kein Platz für Cassisaroma, Schokolade ist gut, Schokolade passt und ist super!! Alles mischt sich im Mund der kaum alles aufnehmen kann, hie und da rinnt die Sauce das Kinn hinunter, schlürfen, schlecken …. mich erinnert das alles an eine Orgie, … zum Schluss bleibt nur noch die Finger genüsslich abzulecken und den allerletzten Schluck Rotwein auszuschlürfen, sich zurücklehnen und dem ganzen nochmal nachfühlen.
Mein Fazit.
Das war eine super Pinotage & Pizza Orgie
Info Weinrallye:
Wer eine Weinrallye mitmachen möchte ist willkommen dies zu tun, Blog und öffentliche Facebookseiten sind uns als Plattform für Weinrallye Artikel willkommen. Wem eine entsprechende Webseite fehlt kann gerne das Winzerblog für seine Veröffentlichung nutzen, bitte einfach bei mir melden.
Die aktuelle Weinrallye #76 welche Anlass für dieses Artikel war, wurde ausgerufen von Peter Züllig auf dem Blog Sammlerfreak und trägt das Thema “Pinotage – der Ungeliebte”
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